Im Krüger-Park

Ein Wiedersehen mit Inge und Helmut in Südafrika

23.5.2016 - Nkambeni Safari Camp (62137 km)

Kurz vor Silvester des letzten Jahres schickte mir Helmut - einer meiner besten Freunde - aus Neunkirchen per Mail eine überraschende Nachricht: Er hat seiner Frau Inge zum Geburtstag eine Reise durch Südafrika geschenkt. Und er selbst dürfe auch mitkommen, wie er augenzwinkernd ergänzte. Das sei im Mai, ob das wohl zeitlich passen würde und wir uns treffen könnten?

Ich war gerade in der argentinischen Pampa unterwegs. Die Schiffspassage von Südamerika nach Kapstadt war für den März bereits festgelegt. Wenn ich dann in dem großen Land Südafrika noch ein paar Umwege fahren würde, könnten wir uns tatsächlich 3000 Kilometer jenseits von Kapstadt im Krüger-Park treffen.

Die letzten Tage vor unserem Wiedersehen werden stressig. Der Zeitplan der Reisegruppe steht fest, aber erst spät entscheidet sich, in welchem Ort Inge und Helmut übernachten werden. Derzeit sind sie im Süden auf der Garden Route unterwegs. Von Port Elizabeth fliegen sie nach Johannesburg, um von dort mit dem Bus zum Krüger-Park zu fahren. Ein paar Tage vor unserem Treffen kommt endlich die Information: "Hotel Nkambeni" in White River nahe Nelspruit. Das ist gut, denn eine Unterkunft im Nationalpark wäre ungünstig, weil man dort auf zwei Rädern nicht hineinkommt. Auch nicht mit einem Motorrad. Und Südafrika ist eher ein europäisches als ein afrikanisches Land - das heißt, dass solche Regeln auch streng durchgesetzt werden.

Im Internet finde ich allerdings kein "Hotel Nkambeni" in White River. Auch 20 Kilometer vor diesem Ort weiß in Nelspruit niemand von einem solchen Hotel. Es stellt sich schließlich heraus, dass die Reisegruppe doch im Krüger-Park untergebracht sein wird, im "Nkambeni Safari Camp". Wie soll ich da hinkommen? Außerdem werden mich in solch einer Lodge zwei Übernachtungen in den Ruin führen.

Anruf aus Nelspruit ins Nkambeni Camp: "Haben Sie noch Platz für zwei Nächte vom 21. bis zum 23. Mai für eine Person?" - "Ja, haben wir. Kostet 1095 Rand pro Nacht." Das sind rund 65 Euro. Gar nicht mal sooo teuer für eine Safari-Lodge. Aber natürlich viel Geld für jemanden, der viereinhalb Jahre unterwegs ist. - "Könnte ich mein eigenes Zelt aufstellen?" - "Nein! Das geht nicht." (Ich sag's doch: Südafrika liegt in Europa.)

Die an sich freundliche Dame verbindet mich weiter. Der Preis sinkt nun auf einen Sonderpreis, jetzt sind es noch 35 Euro pro Nacht. Ja, das kann ich verkraften. Und ich möchte ja schließlich meine Freunde treffen. "Ja, bitte reservieren Sie die zwei Nächte ab dem 21. Mai für mich. - Ach so, ich bin mit dem Fahrrad unterwegs. Die drei Kilometer bis zum Camp kann ich sicherlich radeln." - "Nein! Sie kommen mit dem Fahrrad gar nicht durch das Tor in den Park." - "Kann mich jemand abholen?" - "Da muss ich unseren General Manager fragen. Ich gebe Ihnen morgen früh Bescheid."

Am nächsten Morgen, es ist bereits der 20. Mai, dann die erlösende Nachricht, dass sie eine Eskorte organisieren werden. Kostet allerdings 15 Euro pro Fahrt. Oje!

Fahrräder und Motorräder sind im Kruger National Park strikt verboten. Ranger Janes kommt zum Eingangstor, um mich die drei Kilometer zum Camp zu eskortieren.

 

 

 

 

Mittags holt mich, wie verabredet, der Ranger Janes am Eingangstor zum Park ab. Er ist begeistert von meiner Reisegeschichte, die ich im eMail-Verkehr schon angedeutet hatte. Ich frage ihn, ob er mich auflädt oder ob ich radeln darf.

"Wie du willst."

Und mein leuchtend gelbes TShirt? Ist das okay, oder soll ich ein graues anziehen?

"Ist egal", meint Janes. Er fragt, ob ich gern vorweg oder hinter ihm her fahren möchte. Mit ihm im Rücken fühle ich mich wohler. Wenn ein größeres Tier kommt, soll er vorbeifahren, und ich versuche, mich am Auto festzuhalten. Das würde auf der Wellblechpiste allerdings nicht ganz einfach sein. Janes weist mich noch auf einen Kaffernbüffel hin, der ein paar Hundert Meter entfernt an einer Wasserstelle steht. Uih, den hatte ich nicht gesehen. Der Kaffernbüffel ist für den Menschen das gefährlichste Großtier, da er jähzornig und unberechenbar ist. (Das gefährlichste Tier überhaupt ist aber die Anopheles-Mücke, die die Malaria überträgt und damit jede Minute mehrere Menschen umbringt.)

An der Rezeption bezahle ich dann nur die zwei Übernachtungen. Wie sich herausstellt, sind ein reichhaltiges Frühstück und ein erschlagendes Abend-Büfett inbegriffen - da kann man wirklich nicht meckern. Die Eskorte geht netterweise aufs Haus.

Kurz nach Sonnenuntergang kommt der Reisebus aus Johannesburg an. Helmut und Inge steigen als erste aus. Drei Jahre nach unserem Abschied in Deutschland umarmen wir uns herzlich. Nach dem Abendessen sitzen wir noch lange zusammen und tauschen die Neuigkeiten aus. Gegen 23 Uhr ziehen wir uns in die Zelthütten zurück. Der nächste Tag beginnt früh: Wecken ist um 4:45 Uhr.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Am Abend kommen Inge und Helmut nach längerer Busfahrt aus Johannesburg an. Wir sehen uns zum ersten Mal seit über drei Jahren wieder. Unsere Unterkunft im "Tented Camp" ist - wie die gesamte Anlage - luxuriös. Die "Zelte" sind eher Hütten, es gibt Strom und fließend Wasser.

Die Reisegruppe hat für diesen Tag eine ganztägige Safari gebucht. Eigentlich wollte ich mich anschließen, aber das geht nicht. Weil es eine geschlossene Gruppe ist. Das kriegt der Reiseleiter nicht durch, wie er sagt ... versicherungstechnische Gründe ... in Afrika ... als wären wir in Europa oder Nordamerika.

Kurzfristig kann Defne von der Rezeption mich aber auf einen anderen Jeep buchen. Pierre wird am Steuer sitzen, ein Glücksgriff, er erweist sich als ein äußerst kenntnisreicher Ranger.

Pierre, der unsere zusammengewürfelte Gruppe (zwei Franzosen, zwei Holländer und mich) durch den Krüger-Park führt.

 

 

 

 

 

 

 

Eine kleine Elefantenherde am frühen Morgen.

Während am Ufer einer Wasserstelle Gnus saufen, ...

... liegt gegenüber ein großes Krokodil träge in der Sonne.

Die größte Schlange im Kruger National Park ist die Autoschlange. Zu dieser Jahreszeit (später Herbst auf der Südhalbkugel) ist sie allerdings noch nicht ausgewachsen.

Da ich mich "aus versicherungstechnischen Gründen" nicht der Gruppe von Helmut und Inge anschließen durfte, sitzen wir bei unserer Safaritour in verschiedenen Autos.

 Das einzige Rhino, das wir an diesem Tag mit Pierres Safari-Gruppe sehen.

Mini-Hippo

 

 

 

 

 

Warzenschwein

Kudu-Dame

Vervet Monkey-Familie

Mehrere Hundert Meter von uns entfernt hat sich eine Löwenmutter nierdergelassen.

Ein älterer Elefant kommt auf uns zu. Pierre schätzt ihn auf Anfang 40.

Das Tier dreht kurz vor uns ab ...

... und nach einigen Minuten können wir weiterfahren.

Am späten Nachmittag dann noch die seltene Sichtung eines Cheetah (Gepard). Nach einer Weile steht er auf, ...

... markiert das Revier und zieht in aller Ruhe von dannen.

Der nächste Tag beginnt etwas später, um halb sechs. Der große Staat Südafrika hat nur eine Zeitzone, hier im Osten geht die Sonne im Mai bereits kurz nach 17 Uhr unter. Gegen sechs Uhr morgens beginnt es zu dämmern. Abfahrt des Reisebusses ist um sieben Uhr, am Abend geht der Flug der Gruppe von Johannesburg zurück nach Deutschland.

"Genieß' deinen Kaffee", sagt Helmut beim Frühstück zu Inge, "es ist dein letzter in Afrika. Noch einmal kommst du bestimmt nicht hierher."

Inge ist sich da nicht so sicher. Vielleicht schenkt sie ja Helmut auch mal eine Reise auf den Schwarzen Kontinent. Gestern Abend hat sie gefragt, wo ich denn um Weihnachten herum sein werde.

 
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